Engadin - 80 Kilometer Natur pur

Pfunds - Martina - Ramosch - Scuol - Zernez - Samedan - Pontresina

Das Engadin, ein mehr als 80 Kilometer langes Hochtal im Kanton Graubünden. Die Erkundungstour durch dieses wunderschöne Tal nimmt ihren Anfang im Dreiländereck. Von hier aus folgt das PostAuto dem Flussverlauf des Inns nach Scuol. Weiter geht die Reise mit der Rhätischen Bahn. Diese rattert über zahlreiche Kunstbauten und Tunnels nach Zernez, wo die Talstufe ins Oberengadin überwunden wird. Schliesslich endet die Fahrt im Bergsteigerdorf Pontresina. 

Das von Samnaun herkommende Fahrzeug nimmt bei der Kajetansbrücke den Anschluss von Mals ab
Das von Samnaun herkommende Fahrzeug nimmt bei der Kajetansbrücke den Anschluss von Mals ab

90.921, Pfunds - Martina - Ramosch - Scuol

Die Reise nimmt ihren Anfang im Dreiländereck - wenige Kilometer vor der Schweizer Grenze in Pfunds. Direkt neben dem österreichischen Zollgebäude befindet sich die Haltestelle Kajetansbrücke, welche auf die Inbetriebnahme des neuen Schnellbuskonzepts der Linie 91.273 (Mals - Reschenpass - Landeck) zum Umstiegsknotenpunkt ausgebaut wurde. So nimmt das von Samnaun herkommende PostAuto stündlich den Anschluss aus dem Vinschgau ab und nimmt anschliessend die rund 30 Kilometer lange Strecke nach Scuol unter die Räder. 

Ein Citaro Low Entry Bus wartet in Martina die Reservezeit ab
Ein Citaro Low Entry Bus wartet in Martina die Reservezeit ab

Die Strasse folgt dem Flussverlauf des Inns. Schon nach wenigen Minuten passiert das PostAuto die Staatsgrenze und erreicht die östlichsten Ortschaft der Schweiz, Vinadi. Hier zweigt rechts die alte Zubringerstrasse nach Samnaun ab. Bis 2022 wurde die spektakuläre Strasse mit den engen Tunnels alle zwei Stunden von der PostAuto Linie 921 befahren. Seither nehmen alle Kurse nach Samnaun die gut ausgebaute Route via Pfunds. Doch zurück zur Reise. Nach rund zehn Minuten erreicht der gelbe Linienbus die Ortschaft Martina, wo sich auch der Schweizer Zoll befindet.

Das Mercedes PostAuto im Werbekleid der Ferienregion Scuol
Das Mercedes PostAuto im Werbekleid der Ferienregion Scuol

Seitdem die Linien aus Landeck und Mals nicht mehr nach Martina verkehren, ist auf dem grosszügigen Busbahnhof Ruhe eingekehrt. Dennoch starten von hier die halbstündlichen Verdichtungskurse in den Hauptverkehrszeiten. Nach dem Abwarten der Standzeit kann die Reise in den Hauptort des Unterengadins weitergehen. Schon nach wenigen Minuten wird die gut ausgebaute Hauptstrasse verlassen, um das ein wenig höherliegende Strassendorf Strada i. E.  zu erschliessen. Bei der Haltestelle Cuncalada besteht mehrmals am Tag Anschluss mit der Linie 90.941 ins Bergdorf Tschlin. 

In Ramosch, Fermada besteht Anschluss nach Vnà
In Ramosch, Fermada besteht Anschluss nach Vnà

Zurück auf der Hauptstrasse folgt der gelbe Linienbus dem linken Ufer des Inns bis ins Nachbardorf Ramosch. Die Ortschaft liegt auf rund 1`200 Metern am Ausgang des Val Sinestra. Auch hier besteht mehrmals am Tag Anschluss auf einen Kleinbus, welcher Einheimische wie auch Wanderer ins schmucke Bergdorf Vnà hinauf bringt (90.931). Ohne viel Zeit zu verlieren braust das PostAuto weiter ins Tal hinein in Richtung Scuol. Die Linie 921 wird, wie übrigens die 9 anderen Linien in der Region auch, von der PostAuto Regie Scuol betrieben. Doch zurück zur Reise. 

Der Linienbus passiert die Haltestelle Belvédère
Der Linienbus passiert die Haltestelle Belvédère

Nach 20 Minuten Fahrzeit ist bereits der stattliche Ortskern des Unterengadiner-Hauptortes in Sicht. Der Name Scuol stammt übrigens vom lateinischen scopulus «Klippe» und bezieht sich auf den Standort der reformierten Kirche San Geer, welche prominent auf einem Felsvorsprung über dem Inn thront. Das Fahrzeug der Post kämpft sich nun durch den belebten Scuoler Dorfkern. Dieser ist geprägt von zahlreichen Hotels und Restaurants, Sportgeschäften und natürlich dem Bogn Engiadina, einer 1993 erbauten und weitaus bekannten Mineral- und Heilbadanlage.

Bei schönstem Sommerwetter erreicht der Mercedes Citaro LE den Bahnhofsplatz von Scuol
Bei schönstem Sommerwetter erreicht der Mercedes Citaro LE den Bahnhofsplatz von Scuol

Nach der Haltestelle Post kämpft sich der Linienbus die letzten Höhenmeter zum Bahnhof hoch, wo die Fahrt auf dem Vorplatz vor dem schlossartigen Bahnhofsgebäude neben den fünf anderen PostAuto-Linien endet . Die Gemeinde Scuol ist seit der Fusion mit den Ortschaften Ardez, Ftan, Guarda, Sent und Tarasp im Jahre 2015 die flächengrösste Gemeinde der Schweiz. Die Region bildet mit den zahlreichen Wander- und Bike Möglichkeiten im Sommer wie auch mit dem 80 km grossen Skigebiet Motta Naluns im Winter eine beliebte Feriendestination. 

Der Regio nach Pontresina wartet in Scuol auf die Abfahrt
Der Regio nach Pontresina wartet in Scuol auf die Abfahrt

960, Scuol-Tarasp - Zernez - Samedan - Pontresina

Der Kopfbahnhof von Scuol-Tarasp bildet seit 1913 den Endpunkt der "Engadinerbahn". Ursprünglich sollte die Eisenbahnstrecke von hier weiter über den Reschenpass nach Mals mit Anschluss an die Vinschgauer-Bahn (250) führen. Aufgrund des Ersten Weltkrieges und dem anschliessenden Übergang Südtirols an Italien konnte das Projekt bis heute nicht realisiert werden. Stündlich verlässt ein Regio Pendelzug den Hauptort des Unterengadins und nimmt die knapp 1 1/2 stündige Fahrt nach Pontresina unter die Räder. 

In Guarda besteht Anschluss an die PAG Linie nach Guarda cumün
In Guarda besteht Anschluss an die PAG Linie nach Guarda cumün

Der erste Halt auf Verlangen befindet sich am kleinen Bahnhof Ftan Baraigla, welcher sich rund 300 Höhenmeter unter der eigentlichen Ortschaft befindet. Nun führt die meterspur Strecke durch mehrere Tunnels, unter anderem durch die langen Magnacun- und Tasnatunnels sowie über mehrere Viadukte zum Bahnhof Lawin. Der nächste Halt befindet sich wenig später beim schmucken Bahnhof von Guarda, wo PostAuto Anschluss hinauf ins Schellenursli Dorf besteht (90.851). Der Regionalzug fährt derweil weiter nach Ardez und erreicht wenig später den Umsteigebahnhof Sagliains.

Der Regionalzug mit vorgespannter Ge 4/4 II, im Werbekleid 100 Jahre Eisenbahnstrecke Bever-Scuol, im Bahnhof Susch
Der Regionalzug mit vorgespannter Ge 4/4 II, im Werbekleid 100 Jahre Eisenbahnstrecke Bever-Scuol, im Bahnhof Susch

Seit 1999 zweigt hier der Vereinatunnel ab, welcher mit seinen 19 Kilometern übrigens der längste Schmalspurtunnel der Welt ist. Neben der Verladerampe für die Autozüge nach Klosters-Selfranga befindet sich der kleine Umsteigebahnhof. Hier warten die Züge der Engadinerlinie den Anschluss des Regio`s aus Landquart ab, bevor die Reise weiter nach Susch geht. Die mit Zernez fusionierte Gemeinde am Fusse des Flüelapasses bildet im Sommer mehrmals täglich Anschluss an die PostAuto Linie 90.331 nach Davos. Nach dem Abwarten des Gegenzugs kann die Fahrt in Richtung Oberengadin weiter gehen.

Das Bahnhofsgebäude von Zernez ist deutlich grösser als jene der umliegenden Stationen
Das Bahnhofsgebäude von Zernez ist deutlich grösser als jene der umliegenden Stationen

Die Strecke schlängelt sich nun am linken Ufer des Inn`s entlang. Mit einer stetigen Steigung von 20 ‰ führt die Fahrt durch mehrere kleine Tunnels bis nach Zernez. Der Bahnhof liegt auf 1471 Metern und bildet das Tor zum Schweizerischen Nationalpark. Verkehrstechnisch hat die Ortschaft mit seinem stattlichen Engadiner Bahnhof eine grosse Bedeutung. So besteht hier ganzjährig Anschluss an die PostAuto Linie über den Ofenpass nach Müstair-Mals (90.811), an den Silvestri-Bus nach Livigno (90.815) sowie an die Linie 812 via Brail nach Chinou-chel.

Mit einer weiten Kurve wird die Talstufe vom Unter- ins Oberengadin überwunden
Mit einer weiten Kurve wird die Talstufe vom Unter- ins Oberengadin überwunden

Auch wird der Bahnhof täglich von mehreren Güterzügen bedient, wo im nahegelegenen Umschlagszentrum die Container von der Schiene für die Feinverteilung auf LKW`s umgeladen werden. Nach einem kurzen Aufenthalt überwindet der Zug mit einer grosszügigen Kurve den natürlichen Höhenunterschied vom Unter- ins Oberengadin. Nun führt die Reise, abseits der Zivilisation, an der stark bewaldeten rechten Talseite entlang. Über mehrere Kunstbauten und Tunnels gelangt der Zug zum ehemaligen Bahnhof Carolina. Bis 1999 hielten hier die Züge fahrplanmässig.

Der Zug überfährt das Val Mela, welches mit einem eindrücklichen Viadukt überspannt wird
Der Zug überfährt das Val Mela, welches mit einem eindrücklichen Viadukt überspannt wird

Heute wird in Carolina nur noch angehalten, wenn eine Kreuzung mit einem Gegenzug ansteht oder wenn Gäste der Ferienwohnung den Halt zuvor beantragten. Denn diese dürfen weiterhin an der Station ein- und aussteigen. Die Reise führt weiter in Richtung Westen. Immer wieder sind Kunstbauten nötig, um die tiefen Einschnitte mehrere Seitentäler zu überwinden. Kurz vor dem Bahnhof Cinuos-chel-Brail wechselt das Bahntrasse mithilfe des 113 Meter langen Inn-Viaduktes die Talseite. Über die Ortschaft S-chanf, wo im Sommer Anschluss an den Bus in Richtung Val Trupchun besteht (90.807), 

In der Abendsonne trifft der Pendelzug in Zuoz ein
In der Abendsonne trifft der Pendelzug in Zuoz ein

erreicht die Zugskomposition nach rund einer Stunde Fahrzeit den Bahnhof von Zuoz. Die Ortschaft gilt als eines der schönsten und besterhaltenen Dörfern des Engadins. Dies spiegelt sich sowohl in der Architektur als auch bei den Menschen wider, denn hier werden die romanische Sprache und Kultur gelebt wie praktisch in keinem anderen Dorf. Zudem befindet sich in Zuoz auch das 1904 eröffnete Internat Lyceum Alpinum. Die Strecke verläuft nun im weit geöffneten Talboden des Oberengadins mit stetiger leichter Steigung weiter in Richtung Samedan. 

Der Zug hat die Ortschaft Madulain verlassen
Der Zug hat die Ortschaft Madulain verlassen

Die Rhätische Bahn beauftragte im Juli 1903 Prof. Friedrich Hennings, welcher bereits schon die Albulabahn erbaut hatte, ein Projekt für eine machbare und finanzierbare Strecke durchs Engadin auszuarbeiten. Vier Jahre später begannen die Arbeiten für die 49.5 Kilometer lange Strecke. Insgesamt waren 17 Tunnels und 55 grössere Brücken nötig, um die Strecke schliesslich im Sommer 1913 feierlich zu eröffnen. Die Bahnstrecke Scuol - Bever wird seit ihrer Inbetriebnahme, dazumal ein Versuchsprojekt der RhB, durchgängig elektrisch betrieben. Doch zurück in die Gegenwart.

Samedan bildet ein wichtiger Umsteigepunkt auf dem Netz der Rhb
Samedan bildet ein wichtiger Umsteigepunkt auf dem Netz der Rhb

Der rote Pendelzug rollt derweil über die Ortschaft Madulain zum Bahnhof La Punt-Chamues-ch. Der Fahrplan auf der Engadin-Linie sieht ganzjährig einen durchgehenden Stundentakt vor. Dieser wird im Oberengadin durch die stündlich verkehrenden RegioExpress Zügen Landquart - Zernez - St. Moritz ergänzt. Im Verzweigungsbahnhof Bever mündet die Engadinerlinie in die Albulastrecke. Ohne viel Zeit zu verlieren, braust die rote Zugskomposition am Rollfeld des höchstgelegenen Flughafens von Europa entlang ins Nachbarsdorf Samedan. Der Kreishauptort hat sich in den letzten Jahrzehnten

Rechts ist die Talstation der Muottas Muragl Standseilbahn gut zu erkennen
Rechts ist die Talstation der Muottas Muragl Standseilbahn gut zu erkennen

dank dem Spital und den zahlreichen Industrieunternehmungen zum Dienstleistungszentrum der Region entwickelt. Auch für die RhB ist Samedan mit mehreren Remisen und Depotanlagen ein wichtiger Knotenpunkt. Nachdem der perrongleiche Anschluss von IR aus Chur (940) abgenommen wurde, setzt der Zug die Fahrt nach Pontresina fort. Die Reise führt am grosszügigen Güterumschlagzentrum der Rhätischen Bahn vorbei, wo täglich unzählige Wechselbehälter per Bahn vom Unterland angeliefert werden. Der vorletzte Halt befindet sich bei der Station Punt Muragl, 

In Pontresina endet die Reise auf dem Gleis 1.
In Pontresina endet die Reise auf dem Gleis 1.

Ausgangspunkt der ältesten Bergbahn vom Engadin, die auf den 2`453 Meter hohen Ausflugsberg führt. Wenig später trifft der Zug schliesslich im Bahnhof von Pontresina ein, der Endstation. Hier besteht Anschluss an die Bernina-Linie nach Tirano (950), welche im Gegensatz zur Engadin-Linie mit 1000 Volt Gleichstrom verkehren. Im beliebten Feriendorf spielt aber auch der Alpinismus schon lange eine wichtige Rolle. Dank der Erstbesteigung des Piz Bernina wurde Pontresina zu einem beliebten Bergsteiger Ausgangspunkt und ist dies auch heute noch.

anschlusslinien:

AB PONTRESINA:
950
, Pontresina-Poschiavo-Tirano

90.705, Pontresina-Livigno

 


Last Update: 19.11.2024

Zuletzt gereist: 12.12.2023