Julierpass - die ganzjährige Verbindung ins Engadin

st. Moritz - Julierpass - Bivio - Tiefencastel - Lenzerheide - Chur

 

Vom Kurort St.Moritz aus rollt das PostAuto ganzjährig die gut ausgebaute Passstrasse hinauf zum 2`284 Meter hohen Julierpass. Vorbei an Bivio und dem Marmorera-Stausee führt die Reise über Savognin talwärts nach Tiefencastel. Nach einem Aufstieg hoch zur Lenzerheide gelangt der Linienbus schliesslich via Churwalden in die Bündner Hauptstadt.

Am Bahnhofsplatz von St. Moritz wartet der MAN Lions Regio auf die Abfahrt nach Chur
Am Bahnhofsplatz von St. Moritz wartet der MAN Lions Regio auf die Abfahrt nach Chur

90.182, St. Moritz - Julierpass - Bivio - Lenzerheide - Chur

Mit einer Fahrzeit von 2 1/2 Stunden gehört die Julierpass Linie zu den längeren PostAuto Verbindungen in der Schweiz. Der Fahrplan sieht ganzjährig täglich zwei Verbindungen über den Julierpass vor, diese werden während der Sommer- und Wintersaison auf bis zu fünf Kurspaare ausgebaut. Nachdem der Anschluss von der Rhätischen Bahn abgenommen wurde, kann die rund 75 Kilometer lange Reise beginnen. So lässt der komfortable Hochflurbus den Bahnhofsplatz des mondänen Kurorts hinter sich

Bei der Haltestelle Camping nimmt die Julier-Linie den Anschluss aus dem Bergell ab
Bei der Haltestelle Camping nimmt die Julier-Linie den Anschluss aus dem Bergell ab

und rollt auf der Hauptstrasse dem St. Moritzersee entlang. Der luxuriöse Ferienort gilt als Geburtsort des alpinen Wintertourismus und war Schauplatz von zwei Olympischen Winterspielen (1928 und 1948) sowie zahlreichen Ski- und Bob-Weltmeisterschaften. Vorbei am Ortsteil St. Moritz Bad und der Talstation der Signal Luftseilbahn, folgt der Linienbus dem Flussverlauf des Inns zum Campingplatz. Da mit der 2018 eröffneten Umfahrungsstrasse die Kurse nicht mehr durch den Dorfkern von Silvaplana verkehren, wird seither der Anschluss aus dem Bergell (90.604) 

Aufstieg zum Julierpass - im Hintergrund ist die Bergstation der Corvatsch Luftseilbahn zu sehen
Aufstieg zum Julierpass - im Hintergrund ist die Bergstation der Corvatsch Luftseilbahn zu sehen

bei der Haltestelle Campingplatz abgenommen. Wenig später zweigt die Linie 182 rechts in den neuen Umfahrungstunnel ab, und nimmt die Bergfahrt auf den knapp 2`300 Meter hohen Alpenpass in Angriff. Mit zwei grosszügig ausgebauten Haarnadelkurven windet sich die Strasse zum Wasserwerk Albanatsch hoch. Dabei ergibt sich ein herrlicher Ausblick auf den Piz Corvatsch und den Silvaplanersee. Weiter oben passiert die Strasse die Waldgrenze und führt mit einem sanften Aufstieg durch eine recht karge Landschaft zur Alp Güglia. (rätoromanische Schreibweise für Julier) 

Einfahrt bei malerischem Wetter auf der knapp 2`300 Meter hohen Passhöhe
Einfahrt bei malerischem Wetter auf der knapp 2`300 Meter hohen Passhöhe

Nach nach 20 Minuten trifft der Linienbus bereits auf der 2`284 Meter hohen Passhöhe ein. Im Gegensatz zu Albula- und Flüelapass, welche im Winter gesperrt werden, bleibt der Julierpass auch im Winterhalbjahr geöffnet und bildet somit die einzige ganzjährige Strassenverbindung ins Engadin. Ende des 19. Jahrhunderts kamen immer wieder Ideen für ein Bau einer Bahnlinie über den Alpenübergang auf. 1911 wurde von der Bundesversammlung dem Projekt einer elektrischen Bahn von Chur über die Lenzerheide - Tiefencastel - Julierpass bis nach St. Moritz gar die Konzession erteilt.

Mit einer grossen Kurve umfährt die Strasse das Restaurant La Veduta
Mit einer grossen Kurve umfährt die Strasse das Restaurant La Veduta

Das Projekt scheiterte jedoch, wie zahlreiche andere in dieser Zeit geplanten Bahnstrecken, am Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der daraus resultierenden fehlenden Finanzierung. Doch zurück zur Reise. Der höchste Punkt ist mit einem improvisierten Bistro recht unspektakulär und so nimmt das Fahrzeug der Post ohne viel Zeit zu verlieren die Talfahrt in Angriff. Ein wenig unterhalb der Passhöhe befindet sich das historische Ospizio la Veduta, welches seit bald 100 Jahren Gäste am Berg empfängt und kulinarisch verpflegt. Auch hier sieht der Fahrplan keinen Aufenthalt vor 

Zauberhaft, die Nordrampe des Alpenpassses
Zauberhaft, die Nordrampe des Alpenpassses

und das PostAuto windet sich mit mehreren grosszügigen Kehren weiter talwärts. Die in den Jahren 1820 - 1826 erbaute Passtrasse, welche rund 100 Jahre später zu einer autotauglichen Durchgangsroute ausgebaut und als erster Alpenpass mit einem Asphaltbelag ausgestattet wurde, zeichnet sich bis heute durch eine relativ bescheidene Steigung aus. Auf der etwas steileren Nordseite war jedoch der Bau von Serpentinen unabdingbar. Diese sind in zwei längere Serien zusammengefasst, die erste unterhalb der Passhöhe und die zweite bei der Alp Suracqua.

 

Kurze Verschnaufpause in Bivio, links im Bild der Regionalkurs nach Lenzerheide
Kurze Verschnaufpause in Bivio, links im Bild der Regionalkurs nach Lenzerheide

So rollt der Bus weiter talwärts bis nach Bivio, der einzigen Ortschaft Mittelbündens, in der mehrheitlich noch italienisch gesprochen wird. Das Dorf bildete ein wichtiger Punkt auf der historischen Handelsroute über den Julier- & Septimerpass. Die Sämerei mit dem Erheben von Zöllen und dem Betrieb von Pferdewechselstationen trug wesentlich zum Wohlstand des Dorfes bei. Heute spielt mit einem kleinen aber feinen Skigebiet vor allem der Tourismus eine wichtige Rolle. So sieht der Fahrplan ab hier auch einen durchgehenden Stundentakt in Richtung Tiefencastel vor. 

Symbolbild
Symbolbild

Nach einem kurzen Aufenthalt führt die Reise weiter zum Ufer des Lai da Marmorera. Der Stausee wurde in den 1940er Jahren für die Energiegewinnung gebaut. Damit wurde mit dem Tal auch das alte Dorf Maromorera geflutet und für immer im Wasser begraben. Oberhalb der neu angelegten Passstrasse wurde ein neues Dorf erstellt, in dessen die Bewohner umgesiedelt wurden. Am Ende des türkisblauen Sees windet sich die Strasse mit zwei Kehren den gigantischen Erddamm hinunter zur Ortschaft Sur. Das Dorf bildet den Ausgangspunkt einer sehenswerten Wanderung auf die Hochmoorebene der Alp Flix. 

Ein IVECO LE durchfährt den historischen Dorfkern von Mulegns
Ein IVECO LE durchfährt den historischen Dorfkern von Mulegns

Als bequeme Aufstiegshilfe verkehrt im Sommer auch ein Bus Alpin hinauf aufs Höhenplatteau. Nach einer kurzen Stichfahrt zur Haltestelle plazza dalla posta erreicht das Fahrzeug der Post das Dorf Mulegns. Hier kämpft sich der gesamte Verkehr durch den engen Dorfkern. Um den Verkehrsfluss ein wenig zu verbessern, wurde 2021 das historische Posthotel im Zuge einer kompletten Renovierung um 18 Meter zur Seite geschoben und erstrahlt seither im neuen Glanz. Die Strasse folgt im Anschluss dem Verlauf des Gelgia Flusses vorbei an den Dörfer Rona und Tinizong nach Savognin hinunter. 

Fahrzeuge aus dem Hause Van Hool sind bei PostAuto eine Seltenheit - der Hochflurbus der Regie Chur wartet in Tiefencastel auf den Anschluss der RhB
Fahrzeuge aus dem Hause Van Hool sind bei PostAuto eine Seltenheit - der Hochflurbus der Regie Chur wartet in Tiefencastel auf den Anschluss der RhB

Der beliebte Ferienort bildet im Sommer wie auch im Winter ein Paradies für Naturliebhaber und Outdoor-Enthusiasten. In der Gemeinde wird wie im ganzen Tal hauptsächlich der  rätoromanische Idiom Surmiran gesprochen. Über den Ortsteil Cunter lässt das Fahrzeug der Post das touristische Zentrum hinter sich und rollt die Hauptstrasse hinunter nach Tiefencastel. Durch die Lage am Scheitelpunkt des Julier- und Albulapasses spielt der Fremdenverkehr in der Ortschaft seit jeher eine wichtige Rolle. Am Bahnhofsplatz treffen alle fünf PostAuto-Linien der Region sowie die Albulalinie (940) aufeinander. 

Auf dem Weg zum Ferienort führt die Fahrt durch einen wunderschönen und unverbauten Waldabschnitt
Auf dem Weg zum Ferienort führt die Fahrt durch einen wunderschönen und unverbauten Waldabschnitt

Nach einem kurzen Aufenthalt führt die Reise wieder bergwärts auf die rund 650 Meter höherliegende Hochebene der Lenzerheide. Vorbei an Lantsch/Lenz und der Biathlon Arena erreicht der Linienbus wenig später das Ortszentrum. Die Lenzerheide, ursprünglich eine Siedlung von Maiensässen, entwickelte sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit dem Bau der ersten Hotels wurde der Grundstein für die Tourismusdestination gelegt. Heute verzeichnet das 2000 Seelen Dorf über 1,1 Million Logiernächte im Jahr. So sieht der Fahrplan auch einen durchgehenden 30 Minutentakt nach Chur vor. 

Das in den 1990er Jahren erstellet Postgebäude beherbergt zugleich den überdachten Busbahnhof
Das in den 1990er Jahren erstellet Postgebäude beherbergt zugleich den überdachten Busbahnhof

Als erste Region der Schweiz, verkehren die Busse seit 2023 in der Wintersaison rund um die Uhr, also 24 Stunden täglich. Bei der Haltestelle Post, wo der Fahrplan eine kurze Standzeit vorsieht, treffen auch die sechs Buslinien der Region aufeinander. Im Anschluss schlängelt sich die Strasse am teilweise künstlich angelegten Heidsee entlang zur Talstation der 2010 neugebauten Rothorn Gondelbahn. Diese bildet einen von zahlreichen Einstiegen in das 225 Pistenkilometer grosse Skigebiet Lenzerheide - Arosa. Der Ferienort Valbella, welcher sich am Ende des See befindet, 

 

Halt bei der neu ausgebauten Haltestelle Churwalden, Bergbahnen
Halt bei der neu ausgebauten Haltestelle Churwalden, Bergbahnen

schliesst die touristische Region Lenzerheide ab. Derweil passiert das PostAuto die Parpaner Höhe, welche mit 1`548 Meter den Scheitelpunkt bildet. Nun beginnt die rund 30 minütige Talfahrt nach Chur, wobei rund 1`000 Höhenmeter passiert werden. So verkehrt das Fahrzeug der Post via Parpan nach Churwalden. Die ursprüngliche Streusiedlung, hat sich durch eine rege Bautätigkeit im 20. Jahrhundert zu einem rund 2 km langen Strassendorf entwickelt. Am Ortsausgang befindet sich die Fleischtrocknerei Churwalden, welche seit 1962 unteranderem bestes Bündnerfleisch herstellt.

Der komfortable Setra S415 H hat nach 2 1/2 Stunden Fahrzeit sein Ziel erreicht
Der komfortable Setra S415 H hat nach 2 1/2 Stunden Fahrzeit sein Ziel erreicht

Nachdem das PostAuto Malix - die letzte Ortschaft auf dem Platteau passiert hat, windet sich die Strasse an der Südseite des Schanfiggtals gute 500 Meter talwärts. Dabei ergibt sich ein herrlicher Ausblick auf die älteste Stadt der Schweiz - Chur. Nach rund 15 Minuten ist der Talboden erreicht und das PostAuto sucht sich den Weg am Verkehrsknoten Maltesers vorbei zum Bahnhof. Schliesslich endet diese herrliche Reise nach einer Fahrzeit von 2 Stunden und 37 Minuten unter der eindrücklichen und mehrfach ausgezeichneten Glaskuppel der PostAuto-Station von Chur.

anschlusslinien:

AB CHUR:

920, Chur - Ilanz - Disentis/Mustér

930, Chur - Langwies - Arosa
940, Chur - Thusis - Bergün - Samedan - St.Moritz

90.171, Chur - S.Bernardino - Bellinzona

 

 


Last Update: 19.11.2024

Zuletzt gereist: 05.07.2024